Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Alejandro Escovedo: The Crossing (with Don Antonio) (Review)

Artist:

Alejandro Escovedo

Alejandro Escovedo: The Crossing (with Don Antonio)
Album:

The Crossing (with Don Antonio)

Medium: Do-LP
Stil:

Americana, Blues, Folk, Singer/Songwriter

Label: Yep Roc Records/H'Art
Spieldauer: 59:42
Erschienen: 14.09.2018
Website: [Link]

Dieses Album ist eine kleine Sensation – unerwartet und überraschend aus dem musikalischen Nichts schlägt es im Jahr 2018 doppeldeutig wie eine Bombe ein, weil es musikalisch und textlich dermaßen unerbittlich ausgefallen ist, dass es einem einen Schauer über den Rücken jagt sowie ein unvergessliches Gefühl in den Ohren und eine tiefe Bedrückung in den Hirnwendungen hinterlässt.

„The Crossing“ von ALEJANDRO ESCOVEDO (mit DON ANTONIO), der seine musikalischen Kinderschuhe im Punk anlegte, der Onkel von Sheila E. und Bruder des SANTANA-Perkussionisten Pete Escovedo ist, veröffentlicht mit „Crossing“ eine Doppel-LP bzw. CD, die ihresgleichen sucht und mit zu den besten Alben des Jahres 2018 gezählt werden muss!

Neben der stilistischen Vielfalt, die sich zwischen Americana, Jazz, Blues, Singer/Songwriter, Folk, Klassischem und Weltmusikalischem bewegt, sind besonders die Texte ein prägnantes Qualitätsmerkmal von „The Crossing“, die sich politisch positionieren und das, was unter/in Trump-Amerika passiert, scharf angreifen – ganz besonders natürlich das Problem der Einwanderung, des rassistischen Nationalismus‘ und dem geplanten Mauerbau als mexikanische Grenze.
So lesen wir auf der Innenhülle der LP die Geschichte zweier Einwanderer, eines Italieners und eines Mexikaners, die sich auf den schweren Weg in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten begeben und das mit den Worten endet: „Sie hatten sich aufgemacht in ein gelobtes Land, von dem sie auf Schallplatten gehört, in Filmen gesehen und poetischen Werken gelesen hatten, das Land der Freiheit. Sie folgten dem Pfad, der sich in ihrer DNA verewigte und ihnen durch die Adern floss. Was sie dann fanden, war ein Amerika, das so nicht länger mehr existierte...“
Mit diesem Text, beleuchtet Escovedo das Leben seines Vaters, der sich mit 12 Jahren auf die Suche nach seinen Eltern machte, die Mexiko verlassen hatten, um in Texas Arbeit zu finden. Was er dabei fand, war nicht das Amerika, wie er es aus Büchern, Platten und Filmen kannte.

Immer wieder kommt einem beim Hören BRUCE SPRINGSTEEN in den Sinn, ganz besonders bei dem angriffslustigen „Sonic USA“, das einen natürlich an „Born In The USA“ erinnert, aber auch ein ELVIS COSTELLO ist beispielsweise bei „Flying“ nie weit, genauso wenig wie LOS LOBOS.
Begründet liegt die bunte Vielfalt dieses Albums mit dem Einwanderungskonzept als Hintergrund auch in der Beteiligung illusterer Gäste, wie dem Prager Metropolitan Orchester oder James Williamson von den STOOGES und Wayne Kramer von MC5.

Auch wenn das Album mit „Crossing“ traurig und melodramatisch endet – Welche Stimmung wäre denn sonst bei der derzeitigen politischen Entwicklung angebracht? – so hinterlässt es einen zutiefst positiven, nachdenklichen und musikalisch großartigen Eindruck.
Musik kann sich einmischen – und sollte es auch tun, wenn nach und nach die Menschlichkeit immer mehr den Bach hinuntergeht und dem nationalistischen Größenwahn den Vortritt lässt.
„The Crossing“ mischt sich ein – mal mit lauten, dann wieder zerbrechlichen und ruhigen Tönen sowie Texten von immenser, eindeutiger Aussagekraft.
Ein Meisterwerk, das es unbedingt zu entdecken gilt.

FAZIT: „The Crossing“ von ALEJANDRO ESCOVEDO mit DON ANTONIO ist ein Album geworden, das auf allen Ebenen nicht nur überzeugt, sondern auch begeistert. Abwechslungsreiche Musik zwischen Americana und Blues, Singer/Songwriter und klassischen Ausflügen mit Texten, die sich um die Einwanderungsproblematik drehen und mit klaren Worten, aber ohne erhobenen Zeigefinger, die Mauerpläne einer Weltmacht anprangern, die durch ihren kleingeistigen Führer zur kaltkriegerischen Nation verkommt, welche tatsächlich nicht nur in den Köpfen, sondern auch an den Grenzen wieder Mauern baut.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5009x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (16:19):
  • Andare (0:53)
  • Footsteps In The Shadows (4:49)
  • Texas Is My Mother (3:01)
  • Teenage Language (3:25)
  • Something Blue (4:11)
  • Seite B (13:50):
  • Outlaw For You (3:26)
  • Amor Puro (2:38)
  • Waiting For Me (3:17)
  • How Many Times (4:29)
  • Seite C (15:48):
  • Cherry Blossom Rain (3:36)
  • Sonic USA (2:20)
  • Rio Navidad (3:45)
  • Silver City (5:57)
  • Seite D (13:45):
  • Fury And Fire (2:13)
  • Flying (3:08)
  • MC Overload (3:04)
  • The Crossing (5:20)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!